MARIENLEXIKON

„St. Maria am See“ (Bad Windsheim)

Von einem ehemaligen großen Teich kündet das Patrozinium der Kirche „Sankt Maria am See“ in der mittelfränkischen Stadt Bad Windsheim; er wurde von der Aisch gespeist. Der Ratsherr Peter Kumpf stiftete im Jahr 1400 diese der Gottesmutter geweihte Saalkirche am Rand der damaligen freien Reichsstadt (Seegasse 3), außerhalb der Stadtmauer, 1403 vollendet, samt Pilgerhospital und Siechenkobel. Aus dieser Erbauungszeit stammt die heute noch vorhandene Marienfigur im gotischen Stil an der linken Chorwand: Madonna mit Jesuskind, ca. 120 cm hoch, Holz, mehrfarbig gefasst; Maria trägt am Stirnansatz des Kopftuches ein Diadem sowie ein Zepter in der rechten Hand, während der Jesus-Knabe einen Reichsapfel hält.
Die heute auch „Seekapelle“ genannte Kirche, 1530 lutherisch geworden, erscheint in steinsichtigem Quadermauerwerk und weist auf der Westseite einen markanten Kirchturm auf: die oberen beiden, verputzten Geschosse sind achteckig, ebenso das steile Spitzdach, das seit 1587 mit bunt glasierten Ziegeln in aufsteigendem Rautenmuster eingedeckt ist. Der dreiseitige Chor auf der Ostseite weist große Fenster mit gotischem Spitzbogen auf und ist nur wenig eingezogen gegenüber dem Langhaus, auf dessen Südseite sich eine aufgemalte Sonnenuhr befindet.
Ab 1721 wurde die Seekapelle gründlich renoviert und 1725 wiedereingeweiht. Im Chor wurde der barocke, stark durchbrochene Hochaltar aufgestellt (Christus am Kreuz inmitten von zwei Säulen, die mittig von goldenen Ranken flankiert sind; im Auszug Gottvater und die Heiliggeist-Taube), geschaffen von Johann Friedrich Maucher. 1731 wurde die Kirche der bevorzugte Gottesdienstraum für aus dem Salzburger Raum vertriebene Protestanten. 1766 wurde die Orgel von Johann Christoph Bodechtel eingebaut. Im 19. Jahrhundert verfiel die Kirche und wurde sogar als Lagerscheune missbraucht. Nach dem Ersten Weltkrieg wollte die katholische Gemeinde die baufällige Kirche kaufen, was zur Gründung eines Kirchenbauvereins führte, der das Gebäude für die evangelische Gemeinde erhielt. Die letzte große Renovierung wurde 1980 abgeschlossen, 1988 eine aufwändige Kopie des Zwölfboten-Altars von Tilman Riemenschneider (+ 1531) im Langhaus aufgehängt, nach dem Original aus der Bad Windsheimer Kilianskirche in Holz gefertigt (Original heute im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg).

Literatur/Links: Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Franken, Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. Deutscher Kunstverlag, München 1999, S. 78; Hans Karlmann Ramisch, Landkreis Uffenheim (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 22). Deutscher Kunstverlag, München 1966, S. 31–33.
https://de.wikipedia.org/wiki/St._Maria_am_See_(Bad_Windsheim) – Zugriff 27.7.2023
https://www.badwindsheim-evangelisch.de/pfarreien/bad-windsheim/kirchen

Autor: Achim Dittrich (27.7.2023)