MARIENLEXIKON

Ludwig Fischer

Prof. Dr. Ludwig Adam Fischer (1890-1957)

Kath. Theologie-Professor in Bamberg und Gründer des „Fátima-Verlag Bamberg“ sowie des -> „Bote von Fatima“, * 30.5.1890 in München, + 3.1.1957 in Bamberg, Sohn von Margaretha Devigneux u. Ludwig K. Fischer. 1914 wurde er in München zum Priester geweiht, 1918 erlangte er ebd. den theol. Doktorgrad, 1920 die Habilitation. Von 1920 bis 1955 war er Prof. für KG u. Patrologie am Lyzeum und an der Ph.-Th. Hochschule Bamberg.
Neben hist. u. liturgiegeschichtl. Studien eignete er sich ein großes Fachwissen über Mystik an und verfasste in diesem Bereich für das von Bischof Buchberger herausgegebene Lexikon LThK einige Artikel. 1923 war er beteiligt an der Gründung des -> Dt. Marien-Ritterordens.
Im Mai 1929 besuchte er bei einer Studienreise in Spanien – angeregt durch einen Artikel im »L’Osservatore Romano« (3.6.1928, Fr. R. v. Lama) – wohl als erster dt. Priester Fátima. Seine Reise-Eindrücke schildert er im 1930 erschienen „Fátima – das portugiesische Lourdes“ – das Buch zeigt seine Begeisterung für den im gleichen Jahr kirchlich anerkannten Marienwallfahrtsort und fand starken Absatz (20.000 Ex. alleine 1930). Fischer reiste erneut nach Fátima 1932 und 1935 (Überführung des Sarges der hl. Jacinta Marto von Ourem nach Fátima), zuletzt 1952 zur Weihe der Basilika. Fischer veröffentlichte in den 1930er Jahren drei weitere Bücher zu Fátima. Der Bischof von Fátima-Leira, Don José Alves Correira da Silva, inspirierte ihn zur Gründung eines Fátima-Verlags (Bamberg, 1931) und einer deutschsprachigen Zeitschrift nach dem Beispiel der portug. „Voz da Fátima“, die ab Januar 1933 als -> „Bote von Fátima“ erschien. Im Herbst 1932 konnte F. im spanischen Kloster von Tuy die noch lebende Seherin -> Lúcia dos Santos interviewen.
Fischer wurde zum „Herold Unserer Lieben Frau von Fátima“ (F. Schröder) und reiste seit 1930 als Referent durch die deutschsprachigen Lande, um mit Lichtbildern und seinen Erzählungen Tausende von Marienverehrern für Fátima zu begeistern. Er war Schriftleiter des „Bote von Fàtima“ bis zu seinem Tode 1957; sein Eichstätter Kollege, -> Prof. Dr. Rudolf Graber, ab 1962 Bischof von Regensburg, übernahm diese Aufgabe für das monatlich erscheinende Blatt, das 1957 ca. 24.000 Abonnenten zählte.
Prof. Fischer, der „Gründer und Vater der dt. Fatima-Bewegung“ (G. Scholz) verstarb am 3. Januar 1957 66jährig und liegt in Bamberg begraben. Sein Biograph, Pfarrer F. Schröder, resümiert: Fischers „gut disponierte Lichtbildervorträge übten beim gläubigen Volke an der Basis eine große Wirkung aus und etliche Geistliche, Weltpriester und Ordensleute, schlossen sich ihm geistig an und vertraten sein Anliegen. Fatima-Statuen wurden beschafft und in Kirchen und Kapellen aufgestellt, von Aachen bis Stanislaw. Ein neuer marianischer Geist und Frömmigkeit ergriff die Herzen…“ (Ms 1970, S. 10 f). In Anerkenntnis der Verdienste Fischers um die Verbreitung der Botschaft von Fátima wurde am Wallfahrtsort 1998 unweit der Gedenkstätte „Berliner Mauer“ auf Anregung des Institutum Marianum Regensburg eine Gedenktafel aus grünem Granit aufgestellt, ebenso für Manuel Nunes Formigão, den portug. Kanonikus, der F. bei seinen Studien in Fatima unterstützte. Eine tiefere Erforschung von Fischers Wirken für die Fátima-Frömmigkeit steht noch aus; die Archivalien befinden sich in den Diözesanarchiven von Bamberg und Regensburg.

Werke: Die kirchl. Quatember. Ihre Entstehung, Entwicklung u. Bedeutung in liturg., rechtl. u. kulturhist. Hinsicht (Veröff. des kirchenhist. Seminar), München 1914. – Meine übersinnlichen Erlebnisse, Leipzig 1915. – Lebensquellen vom Heiligtum. Lesungen für Freunde der Liturgie, Freiburg 1920. — Columba Schonath und ihre Stigmatisation, 1924. — St. Heinrichs Lob, Bamberg 1924. — Fátima, das portugiesische Lourdes, in: Die Schildwache 17 (1928/29) Nr. 37 (15.6.1929) 290 f. – Die Erscheinungen von Fátima, in: Die Schildwache 18 (1929/30) Nr. 13 (28.12.1929) S. 100; ebd. Nr. 14, 23, 26, 27, 31, Nr. 33-52; Jg. 19 (1930/31) Nr. 2 (11.10.1930) S. 11 f., Nr. 3, Nr. 6, Nr. 10 f. – Fatima, das portugiesische Lourdes, Kirnach-Villingen 1930, Bamberg 21931 — Sahagun und Toledo. Eine liturgiegesch. Studie auf Grund span. Handschriften, Münster 1931 (23 S.). – Fatima im Lichte der kirchl. Autorität, Bamberg 1931, 21934. — Juan Donoso Cortés de Valdegamas, Der Staat Gottes – eine kath. Geschichtsphilosophie (Übers. u. Hg.), Karlsruhe 1933 (Darmstadt 1966). – Hyazintha, die kleine Blume von Fatima, Bamberg 1934. — Die Botschaft Unserer Lieben Frau von Fatima, Bamberg 1937. — Senfkorn Gottes im Appenzellerland. Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte des Klosters „Leiden Christi“, Gonten 1941. – Studien um Bamberg und Ks. Heinrich II., Bamberg 1954. – Heinrich II. und der hist. Ideenreichtum des Bamberger Domes, Freiburg 1955.

Literatur: Gerhard Scholz, Nachruf auf L. Fischer, In: MarKorr 2 (1957) Nr. 10, S. 7-10. – Bote von Fàtima 15 (1957) 1077 ff (Bericht über Tod u. Begräbnis) – Ders., Der Gründer und Vater der dt. Fatima-Bewegung – Hochschulprofessor Dr. L. Fischer, in: Bote von Fatima 15 (1957) S. 1080 f. – F. Schröder, Hochschulprofessor Dr. Ludwig Fischer — Vater der deutschen Fatimabewegung — ein Lebensbild (Ms.), 1970 (IMR-Archiv Regensburg u. Diözesanarchiv Bamberg) – Ludwig Böer, Art. „Fischer, Ludwig“, in: Marienlexikon II (1989), S. 472 f. – A . Treiber, Die Fatimabewegungen im deutschsprachigen Raum (Vortrag beim Pastoralkongreß in Fatima, 9.10.1992), in: Bote von Fatima 51 (1993) Nr. 1/2, S. 5-8 / S. 24 f. — Dies., Gedenktafel für Prof. Dr. Fischer in Fatima, in: Bote von Fatima 56 (1998) Nr. 1, S. 2-4.  – F. Metzger, Die „Schildwache“. Eine integralistisch-rechtskath. Zeitung 1912-1945, Fribourg 2000, S. 159-165. – Monique Scheer, Der Bote von Fatima: Dr. Ludwig Fischer, in: Dies., Rosenkranz u. Kriegsvisionen: Marienerscheinungskulte im 20. Jh., Tübingen 2006, S. 80-91 – Luciano Cristino, Art. „Fischer, Ludwig“, in: C. Moreira Azevedo (Hg.), Enciclopédia de Fatima (portug./ital.), Sao Joao do Estoril 12007 / 22010, S. 176 f. – R. Kirchgrabner, Die Rezeption der Botschaft von Fatima im Lebenswerk von Prof. Dr. L. Fischer. In: M. Hauke (Hg.), Fatima – 100 Jahre danach. Geschichte, Botschaft, Relevanz (MarStudien XXV), Regensburg 2017, S. 162-172. – Veit Neumann, Unerhörte Botschaft, konventionelle Vermittlung. L. Fischers Lichtbildervorträge über Fatima im Spiegel von Zeitungsberichten Anfang der 1930er Jahre, in: J. Kreiml u. S. Bonk (Hg.), 100 Jahre Botschaft von Fatima, Regensburg 2017, S. 245-252. – Traude Gallhofer, Pioniere der Botschaft von Fatima: Prof. L. Fischer u. P. Petrus Pavlicek, in: Betendes Volk Gottes, Nr. 279, 2019/3, S. 18 f.

Autor: Achim Dittrich (13.6.2024)