MARIENLEXIKON

Johannes de Bassolis OFM

Von Dinko Aracic, Art. in: ML IV (1992) 390

Johannes de Bassolis, OFM, + 1347, war Schüler des Duns Scotus in Paris. Er las die Sentenzen in Reims um 1313, später in Rouen und Malines. In der theol. und philos. Lehre war er treuer Nachfolger des Scotus, aber durchaus mit Selbständigkeit. Er stellte die versch. mariolog. Argumente seines Magisters zusammen, was ihm den Titel »Doctor ordinatissimus« einbrachte.

Für die Mariologie ist Johannes‘ Lehre bedeutend bzgl. der UE. Im Kommen­tar zum III. Sentenzenbuch behandelt er die Frage, ob die Jungfrau Maria der Erbsünde unter­worfen war (»Utrum b. Virgo contraxerit peccatum originale«). Die Idee der Erbsünde ist bei J. mit der Feindschaft zwischen Gott und den Geschöpfen, mit der Abwesenheit der Urgerech­igkeit und mit einer großen Strafe verbunden. Als Verteidiger der Lehre des Scotus behauptet er, dass Maria in Bezug auf die Vorherbestimmung Christi bei ihrer Erzeugung von der Erbsünde befreit war. Diese Befreiung lag in Gottes Macht und entsprach der Gottesgebärerin. Christus, der vollkommene Mittler, konnte nicht zulas­sen, dass seine eigene Mutter als Feindin Gottes gelten sollte, dass sie Strafe empfing und der Erbsünde unterlag. So wurde die UE mit theol. Argumentation einem Beweisverfahren zugäng­lich gemacht.

WW: Commentarius super quattuor libros Sententiarum, Paris 1516-17.

Literatur: M. Schmaus, Der “Liber propugnatorius” des Thomas Anglicus und die Lehrunterschiede zw. Thomas v. Aquin und Duns Scotus II, 1930. — M. Pasiecznik, J. de B., In: FrS 13 (1953) 59-77; 14 (1954) 49-80. – V. Heynck, Johannes de B., In: FS 28 (1941) 11-36. – Virgo Immac. VII/1, 144ff. – F. L. de Guimaraens, La doctrine des théologiens sur l‘immaculate Conception de 1250 à 1350, In: EtFr 3 (1952) 181-203; 4 (1953) 23-51, 168-187. – W. Volz, Die Lehre des J. de Bassolis von den Produktionen in Gott: Ein Vergleich mit der Lehre des J. Duns Scotus, München 1969. – D. W. Dettloff, Johannes de Bassolis, In: BBKL III, Sp. 280-281; LThK (2) V, Sp.1008. – S. M. Cecchin, La dottrina mariana di Duns Scoto in alcuni autori francescani del mezzogiorno d’Italia. Atti del Congresso Internazionale (Bittonto 25-28 marzo 2008), F. Fiorentino (Hg.), Porto 2010, 447-490.

Literatur-Ergänzung durch Dinko Aracic (10.12.2023)