MARIENLEXIKON

Hohenpeißenberg

Die Wallfahrtsstätte zu Unserer Lieben Frau auf dem Hohenpeißenberg liegt im Landkreis Weilheim-Schongau in der Erzdiözese München-Freising und besteht aus der zweiteiligen Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt samt Priesterhaus und Friedhof mit Kapelle; sie hatte von 1805 bis 1961 den Status einer Pfarrkirche. Nach wie vor stellt der „Gnadenberg“ einen regionalen Wallfahrtsort und ein bekanntes touristisches Ausflugsziel dar; er beherbergt seit 1781 eine Wetterbeobachtungsstation (Bergobservatorium).
1514 errichteten die Bauern vom Hohenpeißenberg, der höchsten Erhebung (998 m) im oberbayrischen Alpenvorland, mit Unterstützung des herzoglichen Pflegers Georg von Pienzenau auf der Bergkuppe eine ansehnliche Kapelle, um nicht mehr den weiten Weg zur Pfarrkirche in Peiting gehen zu müssen. Der herzogliche Pfleger überließ der Kapelle eine spätgotische Madonna (Holz, gefasst, um 1470), das spätere Gnadenbild: Die Sitzfigur der Gottesmutter kann ikonographisch als Neue Eva angesprochen werden, streckt doch das unbekleidete Jesuskind auf ihrem linken Knie beide Hände nach dem Apfel in ihrer Rechten aus – um als Neuer Adam den Sündenfall des Paradieses aufzuheben. Markant sind Augen und Mund im etwas starr geratenen Gesicht Mariens. Madonna und Jesuskind wurden später bekrönt und erscheinen inmitten eines vergoldeten Akanthusaltars mit Sichelmond, in prächtigen Gewändern, die im Jahreslauf gewechselt werden.
Erstaunlich ist, dass auf dem Hohenpeißenberg entgegen dem Zeitenlauf der beginnenden Reformation samt Bauernkrieg sich eine zunehmend ansteigende Marienwallfahrt etablieren konnte, was dazu führte, dass unter dem Protektorat der Wittelsbacher 1604 die Wallfahrtskapelle dem Augustinerchorherren-Stift von Rottenbuch inkorporiert wurde. Es folgte unter der Leitung des Prälaten Georg Siesmair bis 1619 die Errichtung einer größeren, barocken Kirche, die an die gotische Gnadenkapelle angeschlossen wurde; der prächtige Hochaltar stammt von 117 und zeigt eine Aufnahme Mariens (M. Pusjäger). Ebenso wurde eine Priesterhaus errichtet für die Geistlichen, die die gewaltig angewachsene Wallfahrt aus ganz Oberbayern, Schwaben und Tirol betreuten. Die Wallfahrt ging in den Kriegszeiten des 17. Jahrhunderts etwas zurück, erlebte aber im 18. Jahrhundert eine neue Blütezeit mit jährlich mehreren Zehntausend Pilgern, teilweise in Form von Bittgängen der Bruderschaften (Herz-Jesu-Bruderschaft seit 1709) und Pfarreien. Schon 1514 hatte sich eine Gebetserhörung um Beendigung einer Rinderseuche ereignet und den Ruf der Wundertätigkeit des Gnadenbildes begründet: „Wer Wunder, Gnad und Gutthat will, zu Peissenberg hier findt er vil!“ Unmengen von Votivtafeln schmückten bis zur Aufhebung des Stifts Rottenbuch und des Chorherrenkonvents auf dem Hohenpeißenberg die Wallfahrtskirche.
Die Kirche erfuhr Mitte des 18. Jahrhunderts eine Ausgestaltung mit Stuck und Fresken, die Gnadenkapelle wurde im Stil des Rokoko umgestaltet. Der einheimische Stuckateur Matthäus Günther (+ 1788) malte für die Gnadenkapelle marianische Fresken (Gewölbefresko: Fürsprache Mariens bei der himmlischen Trinität; Chor: Esther, Rebekka, Abigail). Bartholomäus Steinle schuf neben der Renaissance-Emporenbrüstung sowie dem eindrucksvollen Ziergitter „Mose im Rankenrelief“ (1619) auch eine gefasste Pietà mit Engeln.
Heute gehört der Wallfahrtsort zur Pfarrei Auferstehung des Herrn (Pfarrverband Peiting-Hohenpeißenberg), ein Förderverein unterstützt den Erhalt der Kirche.

Literatur: Jakob Mois, Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau auf dem Hohenpeißenberg, in: Historischer Verein von Oberbayern (Hg.), Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte, Bd. 75, München 1949, S. 1-83 (Lit.); G. Dehio, Ernst Götz u.a. (Hg.), Handbuch der dt. Kunstdenkmäler, Bayern IV: München u. Oberbayern, 3. Aufl., München-Berlin 2006, S. 487 f.; Georg Jocher, Die Geschichte der Wallfahrt zu U.L. Frau von Hohenpeißenberg, St. Ottilien 1984; ders., Hohenpeißenberg, in: Marienlexikon III (1990), S. 230 f.; ders., Hohenpeißenberg – Gnadenberg. Die Wallfahrtsstätte zu Unserer Lieben Frau, Lindenberg 2018 (34 S.).
Links (Zugriff Nov. 2022): Beitrag „Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt (Hohenpeißenberg)“ bei Wikipedia; www.foerderverein-wallfahrtskirche.de.