MARIENLEXIKON

Georg Michael Wittmann (design. Bischof)

Ergänzte Version des ML-Artikels „Wittmann, Georg Michael“, Bd. VI (1994) S. 748 f., von Emmeram H. Ritter

Georg Michael Wittmann, Dr. phiL u. theol. h.c., präkanonisierter Bischof von Regensburg, Diener Gottes, * 22.1.1760 in Finkenhammer bei Pleystein (Diözese Regensburg), + 8.3.1833 in Regensburg, absolvierte die phil.-theol. Studien an der Universität Heidelberg, wurde am 21.12.1782 in Regensburg zum Priester geweiht, trug als Regens des Priesterseminars, als Dompfarrer, Domkapitular, Dompropst und Weihbischof (28.6.1829) sowie als Generalvikar, Generalvisitator und schließlich als nominierter Bischof des Bistums Regensburg (1.7.1832) maßgeblich dazu bei, eine rationalistisch-religionsfeindliche Aufklärung zu überwinden und in einer sich wandelnden Welt die kath. Erneuerungsbewegung in Bayern in die richtigen Bahnen zu leiten. Er gilt als „Apostel der Caritas“, aufgrund seiner außerordentlichen Mildtätigkeit bei persönlich asketischem Lebenswandel. Mit seiner Schülerin, der seligen K. -> Gerhardinger, gründete er 1833 für die Mädchenerziehung die »Armen Schulschwestern ULF«

Wittmann war von Kindheit an ein bes. großer Verehrer der Gottesmutter. Oft bekannte er sich in seinem leider verlorenen »Geistlichen Tagebuch« als „Schüler der Sedes sapientiae“. Seine MV bezeichnete er als Frucht der Erziehung durch seine Mutter, die ihn als Kind zum Beten vor dem Marienaltar der Kapelle beim väterlichen Hammerwerk angeleitet und wiederholt zum nahen Marienheiligtum am -> Fahrenberg mitgenommen hat. Während seiner Studienzeit in Amberg (1769-78) besuchte er häufig die Wallfahrtskirche auf dem dortigen Mariahilfberg. Als Mitglied der marian. Studentenkongregation fungierte er 1774 als deren Präfekt. Als Subregens in Regensburg schrieb er seine plötzliche Heilung von einem gefährlichen Blutsturz 1791 der Hilfe Mariens zu. Zum Dank gelobte er auf dem Fahrenberg, künftig jede Viertelstunde seines Lebens nach dem Willen Gottes zu fragen und ihm zu folgen. Sein »Viertelstundenmanuale« beweist die gewissenhafte Befolgung seines Gelöbnisses (sub veniali) bis ans Lebensende. Ab 1800 zog er sich alle Jahre für einige Tage in die Marienklause Frauenbrünnl bei Bad Abbach zu Exerzitien zurück. Vor dem Marienportal der damaligen Dompfarrkirche St. Ulrich in Regensburg weihte er im Mai 1804 sein Leben seinen Pfarrkindern und wiederholte diese Aufopferung fortan täglich am Marienaltar. Als 1822 das ehemalige Reichsstift Obermünster zum Priesterseminar des Bistums umgewandelt wurde, verlegte er 1826 die Stundenbruderschaft »Ewiger Rosenkranz« aus der Dominikanerkirche dorthin und erweckte sie so zu neuem Leben. In der Dompfarrkirche, wie in Stadtamhof, führte er an Sonntagen die Andachten zur GM, »Marienkonvente« genannt, ein. Für die Schulmädchen gründete er einen Marienverein. Mit den Waisenkindern pilgerte er gern zu der Wallfahrtskirche -> Mariaort. Als großer Förderer der Regensburger marian. Männerkongregation »Mariae Verkündigung« wurde er 1830 zu deren Präfekt gewählt. Noch als Generalvikar betete er täglich den ganzen Rosenkranz mit seinen 15 Geheimnissen. In Predigten, Katechesen u. Ansprachen förderte er in der Zeit der Säkularisation bei den ihm Anvertrauten die Liebe zur GM. Durch sein Wirken schuf er ein neues Fundament der MV im Bistum, bes. bei den 1400 Priestern, die aus seiner Schule hervorgegangen sind. Trotz zahlreicher Publikationen hat Wittmann keine marian. oder mariol. Werke veröffentlicht.

1955 wurde für ihn als bislang einzigen bayr. Bischof der Neuzeit der Seligsprechungsprozess eingeleitet; 2019 erhielt er von Papst Franziskus den Heroischen Tugendgrad verliehen.    Emmeram H. Ritter (A. Treiber, 10.2.2024)

 

Quellen: Bischöfliches Konsistorium Regensburg, Abteilung für Selig- u. Heiligsprechungsprozesse: CMW (K 1-71), Regesten-Sammlung.

 Literatur: F. Deinel, Das Leben u. Wirken des Hochwürdigsten … Bischof G. M. Wittmann, Regensburg 1833. — R. Mittermüller, Leben u. Wirken des frommen Bischofes M. W., Regensburg 1859. — J. B. Lehner, Michael W., Bischof von Regensburg, 1937. — E. H. Ritter, Zeugen des Glaubens. Heilige, Selige u. Diener Gottes im Bistum Regensburg, 1989, S. 421-428 (Lit.). — Ders., Weihbischof G. M. Wittmann als Generalvisitator für das Bistum Regensburg, 1992. — BSS XIV 1462-64. – Gerhard B. Winkler, Bf. Georg Michael Wittmann (1760-1833), Regensburg 2005. – Martin Lohmann, G. M. Wittmann, Bischof, Seelsorger u. Reformer, Regensburg 2019.

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