MARIENLEXIKON

Böhmen und Mähren

ML-Artikel „Böhmen-Mähren-Sudetenschlesien“ (von Emil Valasek, 1988, Bd. 1, S. 520-525)

Bevölkerung: 1970 ergab die Volkszählung für die gewachsene historische Landschaft B.-M.-S., d.h. die historischen Länder der Tschechoslowakei, eine Bevölkerung von 921.6000 Einwohnern; 1987 wurde die Bevölkerung mit 10.350.000 berechnet (die gesamte Tschechoslowakei hatte 1970 14.362.000 und 1987 15.573.000 Menschen). Seit der kommunistischen Machtübernahme im Februar 1948 fehlen statistische Angaben bezüglich der Religionszugehörigkeit in den stat. Jahrbüchern. Diese kann man nur mehr aus anderen Zusammenhängen ermitteln. Demnach dürfte die tschech. Bevölkerung jener Länder annähernd 44 % Katholiken, 3 % Protestanten und 46 % Konfessionslose verschiedener Richtungen umfassen. Einen höheren Prozentsatz an kath. Bevölkerung dürften namentlich die Hauptstadt Prag und Mähren-Sudetenschlesien aufzuweisen haben. Die Zahl der Juden im gesamten Staat der Tschechen und Slowaken wurde 1950 mit 18.000 angegeben. Von den zu über 90 % zur kath. Kirche sich bekennenden 3,5 Mill. Sudentendeutschen vor dem Zweiten Weltkrieg durften nach 1945 ca. 200.000 daheim verbleiben.

Literatur: Novy zivot (Neues Leben), 3 (1987) 42, Sp. 2; 9-10 (1987) 161, Sp. 2. — K. Sedlmeyer, Landeskunde der Tschecho-Slowakei, 1973, 79 f., 88 f. — Sudetendeutsches Priesterwerk 2 (1962) 38-40, 7 (1967) 3. – LThK X,314-318. – LThK2 X,383-385.

Historische Übersicht: Die Länder der St. Wenzels-Krone sind seit den Anfängen ihrer Christianisierung mit der Marienverehrung verbunden. Diese reicht zurück noch vor die Ankunft der hl. Kyrillus und Methodius in das Großmährische Reich im Jahre 863. Der Slawenfürst Pribina (+ 861) ließ zwischen 821 und 833 zu Neutra (slowakisch Nitra, ungarisch Nyitra) im Süden der heutigen Slowakei (bis 1918 Oberungarn) die erste (nachgewiesene) christl. Kirche auf diesem Boden einweihen, eine weitere wurde bei ihm in Zalavar am Plattensee im Jahre 850 als Marienkirche konsekriert. Ein Jh. später oder nicht allzu lange danach gab es schon eine Marienkirche auch im Prager Burgviertel Hradschin (tsch. Hradcany). Neben den Apostelfürsten Petrus und Paulus übernahm die Prager Ortskirche durch die bayr. Missionare zugleich Maria als Schutzheilige des Landes. Durch die Ordensgemeinschaften der Benediktiner, Zisterzienser und Prämonstratenser wurde die Verehrung der GM sehr gefördert. Im Benediktinerkloster auf dem Berg Bösig (tsch. Bezdez) verehrte man schon im Hochmittelalter die Madonna von Montserrat. Die Kirchen aller Zisterzienserniederlassungen waren durchgehend Maria geweiht, der Orden stellte seine Seelsorge und Rodungsarbeit unter den Schutz der Himmelskönigin.
Die Prager »Marienklage« aus dem 14. Jh. erweist sich als erstes lit. Zeugnis für die MV am königlichen Hof zu Prag. Zu den Bischöfen, die als große Marienverehrer gerühmt werden zählt Erzbischof -► Ernst v. Pardubitz (1343-1364), der mit eigener Hand das berühmte Gnadenbild von Pribram in Mittelböhmen geschnitzt haben soll. Erzbischof Johann v. Jenzenstein (1379-1396) bewog Papst Urban VI. im Jahre 1385 für die gesamte Kirche das Fest Mariae Heimsuchung einzuführen, wobei er die Gebete und Hymnen für das Fest selbst verfaßte. Die Hussiten jedoch vernichteten jedes äußere Zeichen von MV und Heiligenkult. Desto gläubiger vertrauten die Katholiken, zu denen auch der deutsche Volksteil zählte, auf die Hilfe Mariens. So wurden die Bürger von Brüx (Most) im Jahre 1421 am Feste Maria Schnee (5. Aug.) vor den Hussiten gerettet, die geschlagen wurden; die Brüxer Bürger hielten ihr Gelöbnis und feierten dieses Fest jährlich. Im Jahre 1423 wurde das Fest von den Sieben Schmerzen Mariens (15. Sept.) durch die Kölner Synode als Sühne für die Hussitengreuel eingeführt.
Mit dem kath. Aufbruch im 16. Jh. blühte auch der Marienkult auf, der in der innigen MV der Barockzeit kulminierte. Der hl. Petrus -► Canisius (1521-1597) schrieb in Prag sein Buch über die »Unvergleichliche Gottesmutter«, um den Protestanten wie den Hussiten die wahre Lehre über Maria zu zeigen. Die Marian. Kongregationen, eine Gründung der Jesuiten und ein Sammelherd auch für die hohe Geistlichkeit sowie den Adel, waren apostolische Helfer bei der Rekatholisierung des Landes. Kaiser Ferdinand III. verordnete, daß jeder Professor der Prager Universität ab 1650 am Feste der UE Mariens den kath. Eid auf dieses Glaubensgeheimnis abzulegen hatte; erst Kaiser Josef II. entband die Professoren von dieser Verpflichtung. Ein gewisser Pfarrer Dörffel in Westböhmen betete im Jahre 1655 neben dem Vaterunser sogar ein Mutterunser: »Mutter unser, die du wohnst im Himmel, o Maria, gepreiset bist du und dein Name von allen Geschlechtern der Menschen.« Anläßlich der Pestseuche um 1680 wurden in zahlreichen Städten Mariensäulen aufgestellt. In Böhmen allein wurden 423 Kirchen der GM geweiht, davon gab es im Erzbistum Prag 147 Marienkirchen, mitunter 104 Pfarrkirchen, von denen 71 im tschech. und 33 im dt. Sprachgebiet lagen. Weitere Marienkapellen waren über das ganze Diözesangebiet verstreut. Ähnlich war es in den übrigen Diözesen. Der Rosenkranz wurde das beliebteste Volksgebet. Die von Paul Kfizkovsky (1820-1885) vertonte Lauretanische Litanei fand in den böhmischen Ländern weiteste Verbreitung.
Entwicklung der Wallfahrtsorte: In den ältesten Wallfahrtsorten der böhmischen Länder wurde die Schmerzhafte GM (Pietà, Vesperbild) verehrt, ein Zeichen dafür, daß die MV immer mit der Christusverehrung eng verbunden war. Im 17. Jh. ist der Typus der stehenden Maria mit dem Kind das vornehmste Gnadenbild. An manchen Wallfahrtsorten der Barockzeit strömten besonders zu den Hauptfesten bis zu 40.000 Menschen zusammen. In der Aufklärungszeit ist ein starkes Nachlassen dieser Form der Volksfrömmigkeit zu verzeichnen. Josef II. verbot gemeinsame Wallfahrten. In der Romantik und in der Folgezeit erlebten die Wallfahrtsorte eine neue Blüte. Es waren überwiegend Marienwallfahrtsorte. Im Sudetenland (Böhmen-Mähren-Sudetenschlesien) gab es ca. 142 solcher Andachtsstätten, deren Tradition von den Sudetendeutschen in der neuen Heimat sowie von den tschechischen Katholiken in der Emigration eine Fortführung erfährt, allerdings mit neuen Pilgerzielen. Bereits bei dem wiedererwachenden Katholizismus in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg spielten die alten Wallfahrtsorte eine wichtige Rolle; so wurden Mariaschein (Bohosudov), Philippsdorf (Filipov), Grulich (Kräliky), Pribram (Pribram), Welehrad (Velehrad) u.a. wahre rel. Kraftzentren und Ausstrahlungsorte. Nach der polit. Neugliederung von 1938 wurden die Ordensgemeinschaften in ihrem Wirken beschränkt, nach 1945 wurden in den dt. Gebieten die sudetendeutschen Gemeinden samt ihren Priestern vertrieben und das rel. Leben erlosch an vielen Wallfahrtsorten. Im sozialistischen Staat gewannen die Wallfahrtsorte einen strukturell neuen, ausgesprochenen Bekenntnischarakter.

Die wichtigsten historischen Wallfahrtorte:

In Böhmen: -► Altbunzlau (Starä Boleslav), Bechin (Bechynë), Bösig (Bezdëz), Boskow (Bos kov), -► Brünnl (Dobra Voda), Cestitz (Cestice), Gojau (Käjov), Grulich (Kräliky), -► Haindorf (Hejnice), Hajek (Häjek) Kloster bei Prag (Praha), Heiliger Berg (Svatä Hora) bei Pribram (Pribram), Hradek (Hrädek) bei Wlaschim (Vlasim), -► Ketzelsdorf (Kocléfov)—Neuhäuser (Nové Dvory) »Zum Brünnl«, Kirch-Wieden (Chudëjov), Klattau (Klatovy), Klein-Schwadowitz (Malé Svatonovice), Königssaal (Zbraslav), Kostenblatt (Kostomlaty pod Mileèovkou), Kreschitz (Kreéice), Kremeschnik (Kremesnik), Kulm (Chlumec) bei Teplitz-Schönau (Teplice v Cechäch), Lometz (Lomec), -► Maria-Kulm (Chlum nad Ohfi, vormals Chlum Svaté Mari), Maria-Rast am Stein in Südböhmen, -> Maria- Ratschitz (Mariânské Radcice), Mariaschein (Bohosudov), Maria-Schnee (Panna Marie Snëznâ) bei Reichenau (Rychnov), Mariasorg (Mariänskä), Mariastock (Skoky) bei Luditz (Zlutice), Oberpolitz (Horni Police), -► Philippsdorf (Filipov), -► Prag (Praha), bes. Weißer Berg (Bila Hora), -► Quinau, auch Kwinau (Kvinov), Rimau (Rimov), St. Benigna (Svatä Dobrotiva), Strakonitz (Strakonice), Straschin (Strasin), Tabor (Täbor), Tannaberg, auch Annaberg (Svatä Anna) bei Neugedein (Kdynë).

Mähren: -> Altwasser (Starä Voda), -► Brünn (Brno), Dub an der March (Dub nad Moravou), Heiliger Berg (Svatÿ Kopecek) bei Olmütz (Olomouc), Hostein (Hostÿn), Kiritein (Krtiny), Olbersdorf (Albrechtice) — Römerberg, Prowodow (Provodov) bei Gottwaldov, Sitzgras (Cizkrajov), Sloup (Sloup) bei Blansko, Stiep — auch Stipa (Stïpa, heute Kostelec-Stipa), Tasswitz (Tasovice), Tief-Maispitz (Hluboké Masftvky) bei Znaim (Znojmo), Turas (Tufany), -► Welehrad (Velehrad), Wranau (Vranov), Zaroschitz, auch Scharoschitz (Zarosice), Zlabings (Slavonice).

Sudetenschlesien: -> Burgberg (Cvilin) bei Jägerndorf (Krnov), Freudenthal (Bruntäl) — Mariahilf auf dem Köhlerberg, -> Friedek (Frydek), Hrabin (Hrabynë) bei Troppau (Opava), Krautenwalde (Travnä, vormals Krutwald) bei Jauernig (Javornik), Zuckmantel (Zlaté Hory, vormals Cukmantl) — Mariahilf-Kirche.

Literatur: H. Bachmann, Gotische Plastik in den Sudetenländern vor Peter Parler, 1943. — B.-A. Balbin, Diva Turzanensis, seu historia origines et miraculorum magnae Dei matris Mariae cujus statua prope Brunam inventa magno populorum accursu honoratur, Olmütz 1661 (1658). — Ders., Diva montis sancti, seu origines et miracula … Mariae, quae in sancto monte regni Bohemiae et Argentifodinas Przibramenses … collitur, Prag 1665, dt. ebd. 1668. — Beissel W. — G. Castulus, Peregrinus Mariana Bohemiae tempe obiens, Prag 1665. — Ders., Hortulus Mariae seu devotiones variae de Beata Virgine cum 36 praecipuis Provinciae Bohemiae miraculosis ima- ginibus, Prag 1682. — H. Donat (Hg.), Die dt. Katholiken in der Tschechoslowakischen Republik. Eine Sammlung von Beiträgen zur geistigen und rel. Lage des Katholizismus und des Deutschtums, 1934 (Nachdruck 1970). — L. Donin, Die marianische Austria, Wien 1884. — K. Eichler, Poutnf mista a milostivé obrazy na Moravë a v rakouském Slezsku (Wallfahrtsorte u. Gnadenbilder in Mähren und Österreichisch-Schlesien), Brünn 1887/88. — T. Ertl, Austria mariana seu gratiosarum Virgineae Dei Parentis iconum per Austriam origines, Wien 1735. — M. Gutwirth, Tempe Bohemiae, seu famosiores et verae effigies Deiparae Virginis, quae in Regno Bohemiae miraculis clarent, Prag 1665. — R. Hemmerle, Sudetenland-Lexikon für alle, die das Sudetenland lieben, 1985. — J. v. Herzogenberg/ W. Neumeister, Gnadenstätten in Böhmen und Mähren, 1965. — K. Hoppe, Des Österreichers Wallfahrtsorte, Wien 1913. — E. Hueber, Zeitiger Granatapfel der allerscheinbaristen Wunderzierden in denen wunderthätigen Bildsäulen Unserer Lieben Frau, 1671. — J. Kaps, Heilige Heimat. Von Schlesiens Gnadenstätten, 1949. — R. Kriß, Wallfahrtsorte Europas, 1950, 121-130. — E. Krönes, Geistige Wallfahrt zu marianischen Wallfahrtsorten der österreichisch-ungarischen Monarchie, Wien 1872. — J. Lieball, Ave Maria Benedicta, 1987. — F. Lorenz, Maria — Patrona Sudetiae, In: Zeitschrift »Christ unterwegs« 4 (1950) 5 f. — Marianischer Kongreßbericht über Marienverehrung in den Diözesen Wien, Prag, Königgrätz 1902. — M. Mathon, Zivot Panny Marie a sv. Josefa (Das Leben der sei. Jungfrau Maria und des hl. Josef), 2 Bde., Brünn 1883/84. — J. Matzke, Religiöse Barockdenkmäler im Ostsudetenland, II. Schönhengstgau und Ostmähren, 1965. — Ders., III. Nordmähren und Schlesien, 1972. — J. Morper, Zur Geschichte des osteurop. Wallfahrtskirchentypus — Heilige Berge u. Marianische Gnadenburgen in Böhmen und Mähren, In: ChK 22 (1925/26) 121/142. – R. Sitka, Die Gnadenorte der Sudetenländer, 1954. — Sudetenland, Marianisches Land. Die dt. Marienwallfahrtsorte der Diözesen: Bd, I: Prag und Budweis, Bd. II: Leitmeritz und Königgrätz, beide von J. Blumrich und J. Zackl; Bd. III: Ostsudetenland von J. Matzke; Bd. IV: Südmähren von A. Mahr, 1954-1961 (Nachdruck 1986). — K. M. Swoboda, Barock in Böhmen, 1964. — F. Strunz, Unsere Liebe Frau in Österreich, 1921. — H. Sturm (Hg.), Ortslexikon der böhmischen Länder 1910—1965, 1983. — A. Wagner, FS zum 500-jährigen Jubiläum, 1925. — E. Wiegand, Die böhmischen Gnadenbilder (Diss.), Würzburg 1936. — C. Wolfgruber, Kirchengeschichte Österreich-Ungarns, Wien 1909. — G. Wolnÿ, Kirchl. Topographie von Mähren, meist nach Urkunden und Handschriften, 5 Bde., Brünn 1855—1863. — I. Zawerucha, A. Hlinka u.a., Das pilgernde Volk Gottes. Gnadenstätten in Osteuropa, 1986.

Brauchtum: Tiefe Ehrfurcht drückte sich in dem volkstümlichen böhmischen Gebot aus, man solle von keinem Ding sagen, es sei schön, das sei einzig und allein die Jungfrau Maria) (Casopis Musea krâlovstvi Ceského = CCM/Museumszeitschrift des Königreichs Böhmen 1855, 51). Beim Viehaustrieb wurde, wie E Bartos (Ceskÿ lid 1, 18; Cescÿ lid = Tschechisches Volk, volkskundliche Revue, Prag 1891 ff.) zeigte, Maria angerufen; ihr Name erschien in Beschwörungsformeln beim Säen (Ceskÿ lid 1,236), eine Anrufung zu ihr stand in einer mährischen Handschrift für Geisterbeschwörung »Modlitba k Pannë Marii Dubské« (Gebet zur hl. Jungfrau von Dub: Ceskÿ lid 1,267), sie kündigte angeblich das Ableben vorher an (Ceskÿ lid 4,290). Für Böhmen sind mehrfach Lichtmeßbräuche berichtet (Ceskÿ lid 1,506), ebenso Umgänge mit einem Wanderbild, das vor Christi Geburt in neun Bauernhäuser getragen wurde, ferner der Umgang eines Himmelsmütterchens am Feste der Immaculata (8. Dez.; Ceskÿ lid 4,341). Am Pfingstmontag ging man von Koufim (Kaurim, Gurim) nach Zahrädky, um Maria bei einem Brunnen um Wasser zu bitten. Am Totensonntag sangen die Mädchen »Stäla Panenka Maria« (Stabat mater: L. Niederle, Moravské Slovensko/Die Mährische Slowakei, Südmähren, 1922, 771). Man glaubte, daß bei Gewitter sich die Wolken augenblicklich verziehen, wenn man einem Stoßgebet ein dreifaches »Vaterunser« und »Gegrüßet seist du, Maria« anschließt (J.V. Grohmann, Hrsg., Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren. Beiträge zur Geschichte Böhmens, 2. Abt., 2. Bd., Prag 1864, 38); man rief Maria an gegen Wurmleiden (I.-J. Hanus, Bajeslovnÿ kalendär Slovanskÿ/Mythologischer Kalender der Slawen, oder Überreste heidnischer Feste und Gebräuche derselben, Prag 1860, 59), beim Eindringen eines Fremdkörpers in das Auge (Grohmann 173); man glaubte, daß böse Geister durch Berühren mit einer zu Maria Lichtmeß (2. Febr.) geweihten Kerze gebannt werden können (B. M. Kulda, Schriften der historisch-statistischen Sektion, Brünn 1856, 78). In einer anderen Darstellung läßt Maria den als Kindesräuber eingeführten Dieb durch den Apostel Paulus bannen (CCM 54, 527). Den abergläubischen Gebrauch des Namens Maria und anderer Heiliger verurteilt schon 1376 der alttschechische Schriftsteller und Moralist Thomas (Tomas) v. Stitnÿ (um 1333-1401/1409). Trotzdem haben sich abergläubische Gebräuche erhalten. So grub man z.B. am Karfreitag Wegwarte mit bloßen Füßen aus, indem man Maria anrief (CCM 1845, 523); Erysipel (Rotlauf) beschwor man durch Heilspruch und Anräuchern mit Katzenkraut, das man am vorhergehenden Mariafeiertag gepflückt hatte (Obrazy zivota/Lebensbilder 1860, Nr. 10); ein Geschwür wurde mit Hufsplittern beräuchert, wobei man ein »Ave Maria« betete. Unter den Kopf eines Sterbenden legte man einen Kräuterstrauß, der zu Mariae Aufnahme in den Himmel (15. Aug.) gepflückt worden war (CCM 1856, 63). — Andere Bräuche wieder, wie z.B. in Münchengrätz (Mnichovo Hradistë), wurden tabuistisch begründet: Mäht man an Mariae Namen (12. Sept.) Gras, so fließt Blut heraus (Grohmann 90); beim Beerenpflücken opferte man die ersten drei Beeren der hl. Jungfrau; fiel eine Beere vom Baumstumpf herunter, so durfte man sie nicht auflesen (Grohmann 93; ähnliches in der mährischen Zeitschrift Hvëzda/ Stern 1863, 61); Mütter, die Kinder betreuten, durften nach einer Legende keine Beeren pflücken; war ein Kind gestorben, durfte die Mutter vor dem Johannestag (24. Juni) weder Kirschen noch Erdbeeren essen, denn an diesem Tag verteilt Maria diese Früchte an verstorbene Kinder im Himmel; ein Kind geht leer aus, wenn seine Mutter diese Früchte bereits gegessen hat (Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild: Böhmen, 1. Abt., Wien 1894, 448).
Auch mit Pflanzen und Tieren brachte das Volk Maria gern in Beziehung: es erklärt, wie die Waldnelke (dianthus Sylvester) durch Maria entstanden ist (Kvëty/Revue Blüten 1846, 523), und auch, warum der Kuckuck seine Eier in fremde Nester legt: ihm wurde nämlich der Nestbau untersagt, weil das Weibchen am Festtag Mariae Verkündigung/Verkündigung des Herrn (25. März) ein Ei in sein Nest legte (Staroceské povësti/Alttschechische Sagen I, 501). Maria erscheint im Volksglauben auch als Beschützerin der unschuldigen Kreatur, als Zuflucht der Sünder und Fürsprecherin für die Armen Seelen. So teilt sie z.B. in einem mährischen Volkslied dem König David mit, daß seine Mutter im Fegfeuer wäre (Hanus 59). Auch die Legende vom Einhorn ward verwertet.
Bei den Sudetendeutschen ritt man mancherorts einher und reichte das Jesuskind zum Küssen (E. Lehmann, Sudetendeutsche Volkskunde, 1926, Neuausg. 1978, 134); sie teilten sich viele Sprichwörter über Maria mit den übrigen Deutschen. Von den Tieren werden die Schlangen erwähnt, die ihren Winterschlaf zu Mariae Geburt (8. Sept.) beginnen (Kulda, 115; ähnlich CCM 1855, 183); man nennt den Samtkäfer »marunka« (Mariechen). Von den Pflanzen tragen Mariennamen »Marena« (rubia tinctorium, Krapp), »mariânské sklo« (Fraueneis), »marule« (calamintha), »slzicky rüze Panny« (Lychnis flos cuculi). Von böhmischen Ortsbezeichnungen sind am bekanntesten Marienbad (Mariânské Läznë), Mariasorg (Mariänskä) in Böhmen sowie Marienberg (Mariânské Hory) bei Ostrau (Ostrava). An Münzen kannte man den Marien-Groschen (mariänsky gros) und Marien-Gulden (mariänsky zlatnfk).

Schrifttum: Neben der Verehrung des hl. Wenzeslaus/Vaclav (903/905-929), seiner Großmutter Ludmilla/Ludmila (um 860-921) sowie des hl. Adalbert von Prag/Vojtëch (956-997) hat sich die Verehrung Marias seit der teils auf Salzburg und Franken, teils auf Konstantinopel gegründeten Christianisierung immer stärker entwickelt. Gepflegt wurde sie von den Benediktinern, namentlich den Cluniazensern, den Zisterziensern, Dominikanern u.a. In der Barockzeit erhob sich diese Verehrung zu ihrer eigentlichen Blüte.
Das reiche lit. Schaffen ist bei Josef Jungmann, Historie literatury ceské (Geschichte der tschechischen Literatur), Prag 1825, 21849, verzeichnet; hier werden Handschriften aus Prag und Raudnitz/Elbe (Roudnice/Labem) aus dem 14. Jh. mit dem Leben des Heilands und seiner Vorfahren — Joachim, Anna und ihrer Tochter Maria — aufgeführt (II 140, II 146 Epiphanius pfae o svaté Marii/Epiphanius schreibt über die hl. Maria gegen Ende des Jh.s nennt er »Hodinky svaté Marie« (Stundengebet der hl. Maria). Zu den Ansätzen der Osterspiele, den sog. Plankten, gehört eine Marienklage aus dem Anfang des 14. Jh.s in der Königgrätzer Handschrift II 38 »Plac sv. Marie« (Marienklage), darin auch II 35 (Devatero radosti Panny Marie« (Neunfache Freude der Jungfrau Marias, während in einer Handschrift des St.Veiter Domkapitels II 36 »Sedm radosti Panny Marie« (Sieben Freuden der Jungfrau Maria und II 37 »Nanebevzeti Panny Marie« (Aufnahme in den Himmel) verifiziert erscheinen. Den Übergang zum ausgehenden MA vermitteln II 945 »Hodinky o pfeslavné Pannë Marii, matce Päna naseho« (Stundengebet zu Ehren der hochgelobten Jungfrau Maria, der Mutter unseres Herrn); von Bruder Lukas stammt aus dem Jahre 1498 eine Schrift III 726 »O Pannë Marii« (Über die Jungfrau Maria) und ein Gebet (III 929); dann gibt es von Johannes v. Wodnan (Jan z Vodnan), dem Barfüßer (1509) »Rozmlouväni o Neposkrvnëném poceti Panny Marie« (III 760, Gespräch über die UE der Jungfrau Maria; ferner eine Handschrift (um 1497) »Traktat o narozem Panny Marie« (III 921, Abhandlung über Mariae Geburt).
Diese Blütezeit wurde von der humanistisch-utraquistischen Zeit stark unterbrochen. Erst zu Beginn des 17. Jh.s, nach der Schlacht am Weißen Berg (8.11.1620), blüht die MV von neuem auf. Sie bringt einen ansehnlichen Bestand barocker Marienliteratur hervor. Außer J. Jungmann ist erwähnenswert auch J. Zeyer, Schwester »Pascalina« (Lumfr, Prag 1884) und dessen »Legenda o rytfri Albanu« (Legende vom Ritter Alban, in: Novÿ zivot/Neues Leben, Prag 1896) nach span. Vorbild sowie die fundierten Barockstudien des kath. orientierten Literaturkritikers Wilhelm/ Vilém Bitnar (1874-1948).

Volkslieder: Eine Durchsicht von Franz Susils (1804—1868) »Mährischer Volksliedersammlung« (Sbirky moravskych närodmch pisni, Brünn 1835, 1840, 1853-1860) ergibt zahlreiche Marienlieder, die sich im Volke einer großen Beliebtheit erfreuten. Auch Kar(e)l Jaromir Erben (1811—1870) gibt in seinem dreibändigen Werk »Prostonärodm ceské pisnë a fikadla« (Tschech.Volkslieder und Sprüche), Prag 1841, 1843 und 1845 (geordnet 1864, 21888) eine Auswahl. Bei Franz/Frantisek Bartos (1837-1906), Närodni pisnë moravské. Pfsnë nâbozné (Mährische Volkslieder. Religiöse Lieder), Brünn 1901 (Kap. XVI 494-637) findet man 512 Advents- und Weihnachtslieder, ein Krippenspiel (Bethlehemspiel), ein Oster-Marienspiel (Nr. 946), die Flucht nach Ägypten (978) und andere Glieder (952-954). Auch mit seiner zweiten Sammlung »Närodm pisnë novë nasbfrané k Pannë Marii« (Neu gesammelte Volkslieder zur hl. Jungfrau Maria; 1082-1087) ist der Stoff noch nicht erschöpft.

Marienkirchen: Unter ihnen ragen in erster Linie die Wallfahrtskirchen hervor, ferner sind zu nennen: die Prager Loretokirche (Loreta). — Vormalige Marienkirche mit Hospital unter dem Wischehrad (Vysehrad) zu Prag, um 1360 von Bischof Johann Ocko v.Wlaschim (Jan Ocko z Vlasimë) als Bischof von Olmütz (1364-1380 Erzbischof von Prag) gestiftet. — Marienkapelle auf dem Karlstein (Karlstein) — Redemptoristenkirche von Heiligberg (Svata Hora) bei Pribram. — Aus dem 12. Jh. stammte die Muttergotteskirche in Eichhorn (Vevefi) und die Benediktinerabtei Maria-Reich in Trebitsch (Treble). — Zu nennen sind noch die Brünner (Brno) Marienkapelle (vor 1297), die Zisterzienserabtei Marienrose in Smil(en)heim zu Wisowitz (Vizovice) in Ostmähren (F. Machilek, Die Zisterzienser in Böhmen und Mähren, In: Archiv für Kirchengeschichte von Böhmen- Mähren-Schlesien 3 [1973] 190). — In Brünnles (Brnfëko): die Kirche Mariae Geburt. — Die Prämonstratenserkirche in Kiritein (Krtiny) wurde zuerst durch die Hussiten zerstört, dann erneut durch die Mährischen Brüder um 1618 (J. Kvët, Ilium, rukopisy krälovny Rejcky / Die illuminierten Handschriften der Königin Richsa, 1931, 2).

Bildende Kunst: Die älteste böhmische Mariendarstellung ist wohl die »Verkündigung« im Codex von Wischehrad (Vysehrad): eine Miniatur zeigt Maria auf einem eigenartigen Sitz, einem Faltstuhl aus Tieren. Den englischen Gruß zeigt Codex I der Stadtbibliothek in Brünn/Brno (A. Prokop, Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung, Wien 1904, I, 192). Weitere Miniaturkunst zeigen die Codices der Wiener Nationalbibliothek, z.B. die Lektionare von 1315 und 1316 (Kat.Nr. 1772 und 1773), ferner ein Graduale von 1321 (Kat.Nr. 1774), ein Kapitulare (Kat.Nr. 1835) und ein Pergament- Codex (Kat.Nr. 1813). Die Darstellungen folgen der Überlieferung (J. Kvët, Ilium, rukopisy krälovny Rejëky / Die illuminierten Handschriften der Königin Richsa, 1931, 46, 52, 90, 112).
Auch die Freskenmalerei hat G7 dargestellt, doch ist ziemlich wenig erhalten. Aus der barocken Zeit sind zu nennen eine Verkündigung im Domkreuzgang zu Olmütz (Olomouc) und ebd. in der Dominikanerkirche eine Verehrung Mariens (Prokop I 636). Die Jesuitenkirche in Brünn (Brno) zeigt die Verherrlichung Marias von Scheffler, die Schloßkapelle in Alt-Hart (Staré Hobzi) eine Krönung. Ein Werk der gotischen Tafelmalerei befindet sich in Rauschenbach (Sitiny). Aus der Zisterzienserabtei Hohenfurth (Vyssf Brod) stammt der gleichnamige Meister, dessen Schule in Böhmen viele Werke hinterließ, z.B. Bilder in der Budweiser (Ceské Budëjovice) Dominikanerkirche und Krummauer (Ceskÿ Krumlov) Minoritenkriche. Andere bedeutende Werke in der Stephanskirche, der Maria-Teinkirche und dem St.Veitsdom in Prag (Praha), ferner in der Dreifaltigkeitskirche zu Budweis und Goldenkron (Zlata Koruna). Gotische Skulpturen gibt es in Rauschenbach (Sftiny). Zahlreiche Marienstatuen, wie z.B. in Iglau (Jihlava), Ungarisch-Hradisch (Uherské Hradistë), Mährisch-Neustadt (Moravské Nové Mësto), Wischau (Vyäkov), Altbrünn (Staré Brno), Patschlawitz (Paclavice), Müglitz (Mohelnice) und auf dem Stadtring in Brünn (Brno) sind Zeugen barocker Marienkunst. Aus dem Kunsthandwerk ist der Abtsstab von Raigern (Rajhrad) zu nennen (Närodm vÿstava ceskoslo- venskä/ Tschecho-Slowakische Nationalausstellung, 361). Die Volkskunst hat ihre Freude an Hinterglasbildern ausgedrückt, auch am Monogramm Mariens in volkstümlichen Gebetbüchern (Ceskÿ lid 2, 588). Hausmadonnen, Heiligenwinkel und Hausrat zeigen ebenfalls eindrucksvolle Zeugnisse vom frommen Gesinnungserbe des Volkes (Närodni vÿstava, 105 f.; Ceskÿ lid I, 316, 346, 578; L.Niederle, Moravské Slovensko/ Die Mährische Slowakei, Südmähren, 1922,1 75).

Nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Diözesen in Böhmen-Mähren-Sudetenschlesien (Prag, Leitmeritz, Königgrätz, Budweis, Olmütz, Brünn) haben traditionsreiche Wallfahrtsorte und tief in die Geschichte zurückgehende Marienfrömmigkeit. Die heute in Deutschland und Österreich lebenden Sudetendeutschen pilgern mit Vorliebe zur Muttergottes nach Altötting und Werl, nach Dieburg und Marienthal, Mariazell, Telgte und auf den Schönenberg bei Ellwangen/Jagst, wohin auch die im Exil lebenden tschechischen Katholiken gerne kommen. Sie alle suchen bei Maria Trost, Hilfe und Zuflucht. Hier und auf vielen anderen Wallfahrtsstätten, vor allem aber im praktischen Lebensvollzug, lebt die Tradition der alten Heimat fort.

Literatur: F. Bartoè, Nârodnipisnè moravské. Pisé nâbozné (Mährische Volkslieder, Rel. Lieder), Brünn 1901. — Ders., Närodni pisnë novë nasbirané k Pannë Marii (Neu gesammelte Volkslieder zur hl. Jungfrau Maria). — W. Baumann, Die Literatur des Mittelalters in Böhmen. Dt.-lat.-tschechische Literatur vom 10. bis 15. Jh., 1978. — J. Burian, Der Veitsdom auf der Prager Burg, 1979. — Casopis Ceského Musea (CCM) = Casopis Musea krâlovstvi Ceského, Casopis Ceského Musea, Prag 1827 ff. — Ceskÿ lid, närodopisny sbornik (Tsch.Volk, Revue für Volkskunde), red. von C. Zibrt u.a., Prag 1891 ff. — K. J. Erben, Prostonârodni pisnë a fikadla (Tsch. Volkslieder u. Sprüche), Prag 1841, 1888. — J. V. Grohmann, Sagenbuch aus Böhmen und Mähren, Prag 1863. — Ders., Aberglauben u. Gebräuche aus Böhmen und Mähren. Beiträge zur Geschichte Böhmens, 2. Abt., 2. Bd., Prag 1864. — R. Haller, Böhmische Madonnen in Bayern, 1974. — I.-J. Hanuè, Bâjeslovnÿ kalendâf Slovanskÿ (Mythologischer Kalender der Slawen, oder Überreste heidnischer Feste und Gebräuche derselben), Prag 1860. — J. Homolka u.a., Pozdnë gotické umëni v Cechâch (Spätgotische Kunst in Böhmen), 1471-1526, 1985. — R. Hootz (Hrsg.), Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei, 2 Bde., 1979, 1986. — J. Jakubec, Dèjiny literatury ëeské (Tsch. Literaturgeschichte), 1929. — J. Jungmann, Historie literatury ëeské (Geschichte der tsch. Literatur), Prag 1825, 1849. — Z. Kalista, Ceské baroko (Böhmischer Barock), 1941. — Ders., Tväf baroka (Das Antlitz des Barock), 1982. — V.Kaplickÿ u.a., Die Tschechoslowakei, 1975. — J. Kvét, Illuminované rukipisy krälovny Alzbëty Rejëky (Die illuminierten Handschriften der Königin Elisabeth Richsa), 1931. — Katalog: Kunst des Barock in Böhmen, 1977. — J. Kuthan, Die ma. Baukunst der Zisterzienser in Böhmen und in Mähren, 1982. — A. Legner (Hg.), Die Parler und der Schöne Stil 1350—1400, 3 Bde., 1978. — E. Lehmann, Sudetendeutsche Volkskunde, 1926, 1978. — J. und L. Marx, Brünn im Bild, 1970. — A. Matëjëek, Ceskä malba gotickä (Böhmische gotische Malerei), 1951. — V. Mayer, Holzkirchen. Neuentdeckte Baukultur in Böhmen, Mähren-Schlesien und der Slowakei, 1986. — A. Mèétàn, Geschichte der tschech. Literatur im 19. u. 20. Jh., 1984. — J. Mühlberger, Tsch. Literaturgeschichte, 1970. — A. Nägle, Kirchengeschichte Böhmens, 1915. — Närodnf vystava ëeskoslovenskâ. Närodopisnä vÿstava Ceskoslovenskä v Praze (Tschechoslowakische volkskundliche Ausstellung, Katalog u. Führer), Prag 1895. — K. Neubert u.a., Prag, 1977. — L. Niederle, Moravské Slovensko (Die Mährische Slowakei, Südmähren), 1922. — V. Novotny u.a., Pamëf mëst (Städte-Restaurationspflege in den böhm. Ländern), 1975. — Obrazy zivota (Lebensbilder), bes. 1860, Nr. 10: Volksgebräuche. — A. Prokop, Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtl. Beziehung, Wien 1904. — Ferdinand Seibt (Hg.), Bohemia sacra. Das Christentum in Böhmen 973-1973, Düsseldorf 1974 (2 Bde.). — F. Suèil, Sbfrky moravskych närodmch pisni (Mährische Volksliedersammlung), Brünn 1835, 1840, 1853-1860. – K.M. Svoboda, Prag, 1942. – J. A.Swoboda, Die Hauptpfarrkirche am Teyn zu Prag, Prag 1832, 1852. — G. R. Schroubek, Wallfahrt und Heimatverlust. Ein Beitrag zur rel. Volkskunde der Gegenwart, 1968. — O. Schürer, Prag. Kultur, Kunst, Geschichte, 1930, 1940. — Staroëeské povësti (Alttschechische Sagen), bes. I, 501: Volksglaube. — W. W. Tomek, Dëjepis mësta Prahy (Geschichte der Stadt Prag), 12. Bde., Prag 1855—1901. — Topographie der hist. und Kunstdenkmale im Königreich Böhmen, 1902. — K. Treimer, Die Westslawen, In: Bernatzik, Neue große Völkerkunde, 1953. — J. Urzidil u. A. Jaenicke, Prag — Glanz und Mystik einer Stadt, 1966. — O. Wetze, Die Kunst in Böhmen u. Mähren, 1941. — E. Widder, Kirchenkunst im europ. Osten, 1987. — J. Zeyer, Pascalina, In: Lumir, Prag 1884. — Ders., Legenda o rytffi Albänu (Legende vom Ritter Alban), In: Novy zivot (Neues Leben), Prag 1896. — Ders., Zahrada Mariänskä (Mariengarten. Ein Legendenkranz, übers, von A. M. Stépan, Brünn 1908), In: Novy zivot (Neues Leben), Prag 1897, 1898.

Ergänzung (A. Dittrich, 30.11.2023): Nach der sog. Samtenen Revolution trat Ende 1989 die Tschechoslowakei (ČSSR) aus der UdSSR aus und versuchte unter Václav Havel, Staatspräsident seit 29.12.1989, eine neue, demokratische Staatsverfassung für das ganze bisherige Staatsgebiet zu erarbeiten, was nicht gelang; 1992/93 entstanden zwei getrennte Staaten: Die Slowakei und Tschechien. Die „Tschechische Republik“ (ČR) weist aktuell (2021) ca. 10,5 Mill. Einwohner auf, davon allein 1,25 Mill. in Prag; es setzt sich aus den beiden Regionen Böhmen (Čechy) und Mähren (Morava) zusammen, ergänzt um kleine Gebiete an der polnischen Grenze (Slezsko). Seit 1999 ist Tschechien Mitglied der NATO und seit 2004 der EU. 71% der Tschechen sind areligiös, 27,1 % deklarierten sich 2015 als Christen, wobei die kath. Konfession dominiert (ca. 1,1 Mill. nach staatl. Erfassung). Der Katholikenanteil liegt in den mährischen Diözesen am höchsten, in Prag und Pilsen am niedrigsten. In den vergangenen 30 Jahren wurden viele kath. Kirche zurückgegeben bzw. wieder für den Gottesdienst freigegeben (z.B. Veitsdom, Maria Loreto, Maria vom Siege, Vysehrad – alle in Prag). Es existieren aufgrund des Konkordats zwischen Tschechien und dem Vatikan seit 1993 zwei Erzbistümer: Prag, mit den Suffragandiözesen Budweis, Königgrätz, Leitmeritz u. Pilsen (neu); sowie Olmütz mit Brünn und Ostrau-Troppau. Größte aktive Marienwallfahrtsorte sind das Kloster Svatá Hora bei Příbram (Redemptoristen) sowie der Wallfahrtsort Velehrad in Mähren (Jesuiten).
Vgl. Art. „Römisch-katholische Kirche in Tschechien“ unter https://de.wikipedia.org/wiki/Römisch-katholische_Kirche_in_Tschechien – mit neuerer Literatur, z.B. Kurt A. Huber, Kath. Kirche und Kultur in Böhmen. Ausgewählte Abhandlungen. Hg. von Joachim Bahlcke, Münster 2005. Zur Kunsthistorie vgl. man auch den ML-Artikel „Böhmische Madonnen“ von Heinz v. Mackowitz (Bd. 1, 1988, S. 525 f.)