MARIENLEXIKON

Christoph Davenport OFM

Von Otto Stegmüller, Art. in ML II (1989) 149 (überarbeitet von Dinko Aracic)

Davenport, Christoph (= Franciscus a Sta. Clara), OFM, * 1595 in Coventry, + 1680 in Lon­don; studierte u. konvertierte in Oxford, trat 1617 bei den Franziskanern zu Ypern ein. Als 1618 das Kolleg für engl. Franziskaner in Douai eröffnet wurde, gehörte D. zu den ersten Stu­denten. Seine Theologie vervollkommnete er in Salamanca. Nach der Priesterweihe 1620 war er kurze Zeit Beichtvater in Brüssel, später auch von Königin Katharina von Braganza, und lehrte ab 1622 Theol. in Douai. Unermüdlich tätig für die Wie­dervereinigung der Anglikaner und den Neu­aufbau der engl. Franziskanerprovinz — hier wurde er dreimal zum Provinzial ernannt — fand D. noch Zeit zu einer reichen lit. Arbeit (Apologetik, Frömmigkeit, Ordensgeschichte). Von seinen 15 Schriften ist mariologisch erwähnenswert: »De definibilitate controversiae Immaculatae Conceptionis Dei Genitricis opusculum seu disputatio« (Douai 1651, 58 S.). Diese Schrift ist eine Erweiterung des 35. Kapitels aus seinem Werk »Systema fidei«; seine Arbeitsweise ist scholastisch und führt zum Schluß, dass die Definition des Dogmas möglich sei: Da der alte Streit um das Privileg der Gottesmutter wieder auflebe, wolle er dem Hl. Vater und den Kardinälen Beweismaterial zur Verfügung stellen. Kap. 1: Quae et qualia dubia a Conciliis definiri possunt. Kap. 2: Ecclesia possit tolerare et postea condemnare doctrinam toleratam, ubi multa vetera et illa valde particularia eruuntur. Kap. 3: Immacu­lata Conceptio BV possit definiri? In Kap. 3 werden die thomistischen Argu­mente widerlegt und viele Zeugnisse aus der Ostkirche beigebracht. Gemäß seiner Ankündi­gung in der Widmung will er nichts entschei­den. Als Verehrer des Scotus steht er aber un­verkennbar auf Seiten der Immakulisten.

Literatur: Wadding, 1265. — J. Gillow, Bibliogr. Dict. of the English catholics II 24-28. — DHGE XIV 109-111 (Quellen u. Lit.). — Cath. III 478. — E. Klaus, Christopher Davenport (gen. Franciscus a Sancta Clara O. F. M.): Ein Beitrag zur Geschichte der religiösen Wirren in England unter den Stuarts, Münster, 1938 – J. Berchmans Dockery,  C. Davenport, Friar and diplomat, 1960. – R. I. Bradly, C. Davenport and the Thirty-Nine Articles’, In: Archiv für Reformationsgeschichte 52 (1961), 205-228 – A. A. Davenport, Scotus as the Father of Modernity. The Natural Philosophy of the English Franciscan C. Davenport in 1652, In: Early Science and Medicine 12 (2007) 55-90. – Id., Suspicius Moderate: The Life and Writings of Francis à Santa Clara (1598-1680), South Bend, Ind., 2017.

Literaturergänzung durch D. Aracic (10.12.2023)